Südlich von Wundschuh liegt das Neuschloß, ein schöner barocker, zweistöckiger Bau aus der Mitte des 18. Jahrhundert. Dem Hauptgebäude, auf das zwischen 1804 und 1809 ein dritter Stock aufgesetzt wurde, sind große Wirtschaftsgebäude angeschlossen. An der Stelle des heutigen Schlosses lag ein als "Viehhofen" genannter Wirtschaftshof der Landesfürsten. Er dürfte um das Jahr 1232 von Herzog Friedrich II. für seine Besitzungen im westlichen und südlichen Teil des Grazer Feldes angelegt worden sein. Bei dem im landesfürstlichen Urbar von 1265 genannten Viehhofen dürfte es sich um diesen Wirtschaftshof handeln.
Im Jahr 1442 wurden der Wirtschaftshof von König Friedrich III. weiter ausgestaltet und auch die Teiche angelegt, die unter dem Namen "Wundschuher Teiche" heute bekannt sind und zur Herrschaft Neuschloß gehören.
Im 16. Jahrhundert wurde der Hof nicht mehr von der landesfürstlichen Kammer selbst verwaltet, sondern an verschiedene Adelsgeschlechter verliehen. 1609 kaufte Sebastian Speidl Viehhofen und schuf sich hier einen adeligen Sitz, den er Neuhofen nannte. Im gleichen Jahr erhielt er zu dem Sitz einen Burgfried verliehen. Gleichzeitig wurde der Hof auch von der Dienst- und Zinspflicht befreit. Speidls Söhne, Siegmund Friedrich und Georg Friedrich, verkauften an Georg Adl, weil sie als Protestanten das Land verlassen mußten. Im Jahr 1643 erwarb Siegmund Ludwig Graf Dietrichstein das Gut von Adl mit der von ihm erbauten Waldsteinmühle an der Kainach. Er dürfte dem Hof den Namen Neuschloß gegeben haben, denn als seine Witwe Maria ihn im Jahr 1659 beerbte, führte er schon diesen Namen. 1687 folgte ihr Sohn Franz Adam Graf Dietrichstein, diesem sein Sohn Karl Ludwig (1713), dann dessen Sohn Franz Ludwig (1723) und diesem sein gleichnamiger Sohn (1770). Im Jahr 1794 erwarben das Schloß Josef Edler von Leonarde und seine Frau, geborene Mosmüller. 1804 kam die Herrschaft an den Grafen Adrian Wilhelm des Enffans d´Avernas.
Die Herrschaften von Neuschloß besaßen bis 1848 die Eigengerichtsbarkeit. Ihnen unterstanden die Gebiete Niederschöckl, Semriach und Michlbach. Neben der Gerichtsbarkeit besorgten sie dort auch die Zehenteintreibungen. Neuschloß hatte auch die Bezirksobrigkeit über 13 Gemeinden, und zwar: Wundschuh, Kasten, Gradenfeld, Forst, Neuschloß, Ponigl, Dietersdorf, Lasdorf, Steindorf, Groß- und Kleinsulz, Werndorf und Zwaring. Die Herrschaft Neuschloß hatte Untertanen in den nachfolgenden Gemeinden: Arnstein, Breitenhillen, Edelsgrub, Embersdorf, Liebensdorf, Laa, Oberneudorf, Bierbaum, Dietersdorf, Fading, Forst, Kasten, Hautzendorf, Lamberg, Lieboch, Neuschloß, Petzendorf, Pöls, Oberpremstätten, Steindorf, Tobis, Tobisegg, Weitendorf, Wuschan, Wundschuh und Waldschach im Marburger Kreis. Hiezu kommen Zehente in den Ortschaften Wundschuh, Kasten, Gradenfeld, Forst, Ponigl, Weitendorf, Neudorf, Steindorf, Pöls, Zwaring und Hengsberg.
Adrian Wilhelm Franz Graf des Enffans d´Avernas wurde am 2. Mai 1771 zu Tournay in Belgien geboren. Der Stammbaum dieses Adelsgeschlechtes ist bis ins 13. Jahrhundert im französischen Adel nachweisbar. Da er jedoch nicht in der Armee Napoleons dienen wollte, trat er in den Dienst des deutschen Kaisers Franz II. (1792-1806). Im Jahr 1805 wurde er vom Kaiser in den deutschen Reichsgrafenstand erhoben und bekleidete die Würde eines kaiserlichen Kämmerers. Im selben Jahr kaufte er das Neuschloß in Wundschuh. 1809 heiratete er Caroline Gräfin Wilczek, die ihm vier Kinder gebar. Am 28. April 1863 starb er.
Die angeführten Nachkommen dieses Adelsgeschlechtes waren Eigentümer von Neuschloß: Heinrich des Enffans d´Avernas (1864-1901), Anna des Enffans d´Avernas (1901-1908), Agnes Maria, Elisabeth und Margarethe des Enffans d´Avernas (1908-1947), Gustav und Beatrice des Enffans d´Avernas (1948-1984), Beatrice des Enffans d´Avernas (1985-1988). Seit 1989 ist Peter des Enffans d´Avernas Besitzer des Gutes Neuschloß.